Alp Güschgle

Die Alpe Güschgle, die meist als «das Güschgle» bezeichnet wird, liegt zuhinterst im Valorschtal, an der östlichen Talseite. Mit einer Fläche von knapp einem Quadratkilometer ist sie deutlich kleiner als Gapfahl.

Erstmals erwähnt wird das Güschgle in einer Urkunde von 1371, als es gemeinsam mit Guschgfiel an einige Walser verliehen wurde. Damals wurde es in Abgrenzung zur Schaaner Alpe Guschg noch als «Walser Guschg» bezeichnet. Wann genau die Alpe Güschgle in Balzner und Mälsner Besitz überging, lässt sich nicht ausmachen. Jedenfalls findet Klenze in Urkunden ab 1614 die Bezeichnung «Walser Guschg, jetzt die von Mäls». Der Wechsel scheint also erst in den Jahren zuvor erfolgt zu sein.

 

Auch in einer Urkunde von 1717 wird das Güschgle als Balzner und Mälsner Alpe bezeichnet. Klenze beschreibt die damals ereignisreiche Zeit. Einerseits soll es Streitigkeiten um den Grenzverlauf der Alpen Guschgfiel und Güschgle gegenüber der österreichischen Seite gegeben haben, andererseits aber auch einen Zwist zwischen Mälsnern und Balznern um das Schneefluchtrecht. Klenze berichtet über die Lösung dieses Konflikts: «Die Genossen bevollmächtigten einen Ausschuss, der die Sache auf gütlichem Wege erledigte. Die Gränzen wurden revidiert und für einen zweifelhaften Teil auf Grund alter Briefe näher bestimmt, dass ihn beide Genossen wie auch die Alp Güschgle zu nutzen haben. Dort darf aber während der Alpzeit nicht geweidet werden, sondern bleibt dieser Platz für Schneeflüchte bestimmt, ist dazu keine Not, so sollen die Guschgfieler und die Güschgler nach vorhergegangener Verständigung ihn miteinander in den letzten Tagen (der Alpzeit) beweiden.» Damit hatte die Alpe Guschgfiel zu bestimmten Bedingungen ein Schneefluchtrecht für das Güschgle. Diese Regelung von 1717 wurde von der Regierung noch 1861 bestätigt.

 

Weil die Auflage für das Güschgle immer wieder Kompromisslösungen verlangte und mit der Modernisierung der Alpwirtschaft das Schneefluchtrecht stark an Bedeutung verlor, wurde dieses von den beiden Alpgenossenschaften 1982 einvernehmlich durch eine vom Land Liechtenstein sowie von der Gemeinde Balzers und der Alpgenossenschaft Gapfahl-Güschgle getragene Ausgleichszahlung aufgehoben.

 

Anders als Gapfahl wurde das Güschgle die letzten rund zweihundert Jahre als Galtviehalpe genutzt, wodurch für die Bewirtschaftung weniger Aufwand betrieben werden musste. Wie im Fall von Gapfahl nahm die Genossenschaft im Güschgle zu Beginn des 20. Jahrhunderts wichtige Bauprojekte in Angriff. 1913/14, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, ist eine Hirtenhütte entstanden; zehn Jahre später folgte ein Stall für 80 Tiere. Heuer wurden noch 55 Stück Vieh gesömmert; die Zahl ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Im Gegensatz zum höher gelegenen Gapfahl verfügt das Güschgle über beachtliche Waldflächen, wodurch stets genügend Holz für Bauprojekte und die Bewirtschaftung der Alpe vorhanden war. Die Kehrseite: Die Aufforstung und Pflege des Waldes, wie sie in der Verordnung über die Sanierung der Alp- und Berggebiete vom 1. Juli 1968 vorgeschrieben ist, stellt für die Genossenschaft eine aufwendige und auch zeitintensive Aufgabe dar.

Standort

Vom Steg führt der Weg über die Alpen Vorder Valorsch, Mittler Valorsch und Hinter Valorsch ins Güschgle. Ein weiterer Weg führt von Malbun zum Sass-Seelein über die Alpen Sass und Guschg hinunter ins Güschgle. Alphütte und Alpstall liegen auf 1481 müM. An der östlichen Talseite vom Valorschtal erstreckt sich die Weidefläche von 1400 müM bis 1800 müM. Güschgle ist auf dem Hoheitsgebiet der Gemeinde Balzers-Mäls.

Standort auf Google Maps

100 Jahre Güschglehütte

Die Alpe Güschgle wird um 1371 erstmals urkundlich erwähnt. 1913 wurde die Hirtenhütte erbaut, die Baukosten betrugen 2890 Kronen, der Landesbeitrag von 20% wurde in zwei Raten ausbezahlt. 1923 wurde der Stall für ca. 85 Tiere gebaut. 1988 und in den folgenden Jahren wurde die Hirtenhütte renoviert und die neue Wasserversorgung erstellt. 1995 ist die Alpgenossenschaft Gapfahl/Güschgle als Grundeigentümer im Grundbuch eingetragen worden, was die Alpgenossenschaft dazu verpflichtet, neben der Viehbewirtschaftung auch die Pflege des Weidelandes, die Aufforstung und Erhaltung der Waldgebiete sowie die Instandhaltung der Infrastruktur zu gewährleisten. Im Jahre 2010 wurde auch noch ein kleines Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung erstellt. Die ca. 300 Genossenschafts-Mitglieder leisten den jährlichen Frondienst gerne oder gelten ihn mit einem Geldbetrag ab. Alphütte und Alpstall liegen auf 1481 müM, im östlichen Valorschtal erstreckt sich die Weidefläche über einen Quadratkilometer, der Galtviehbestand beträgt heute ca. 55 Stück. Seit 1980 versehen Genossenschafterfamilien die Hirtendienste im Güschgle abwechslungsweise. Dies ist zu einer vorbildlichen Tradition geworden. Besten Dank.

 

In zahlreichen Gedichten und Liedern werden die Naturschönheiten der Alpen sowie das Älplerleben besungen. Wenn auch der Arbeitsalltag auf den Alpen körperlich einiges abverlangt und die Verantwortung für Tier und Natur recht hoch ist, in einem Punkt sind sich alle Älpler einig: Man ist dem Himmel dort ein Stückchen näher. Spätestens, wenn man den Tunnel im Steg hinter sich lässt, verblasst die Hektik des pulsierenden Lebens im Tal. Man befindet sich in einer anderen Welt. Die bunte Bergflora steht zurzeit in voller Blüte, bei Sonnenschein erstrahlt sie in den schönsten Farben. Das Bimmeln der Kuhglocken ist Balsam für die Ohren, den wachsamen Murmeltieren zuschauen, oder gar hie und da scheue Gämsen, Rehe oder gar einen kapitalen Hirsch zu sehen, ist ein Erlebnis der besonderen Art. Wanderungen in unseren Alpen sind ein Fest für die Sinne, wo man auch frische Energie auftanken kann.

Die Alpgenossenschaft Gapfahl-Güschgle feierte am Sonntag, 30. Juni 2013 im hinteren Valorschtal im Güschgle mit ca. 200 Alpinteressierten das Jubiläum «100 Jahre Güschgle Hütte». Das Wetter meinte es schliesslich doch noch gut mit den Organisatoren. Am Morgen regnete es noch, aber gegen Mittag wurde es trocken und am Nachmittag kam hie und da auch noch die Sonne zum Vorschein. Die Feier begann mit einer Alpmesse, zelebriert von Alt-Pfarrer Walter Bühler, unter Mitwirkung des Männergesangsverein Balzers. Anschliessend wurde das Mittagessen eingenommen. Die feinen Grilladen schmeckten hervorragend. Zum Dessert gab es dann Kuchen und Kaffee. Also für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Den Organisatoren (die Alpvögte Martin Bürzle jun. und Rico Eberle, dem Alpausschuss August Frick, Bruno Vogt und Erich Vogt, den Alphirten Jakob Bürzle, Josef Frick und Sigmund Gstöhl und allen ihren Helfern) gebührt ein grosses Dankeschön, wie sie alles auf die Beine gestellt und gemeistert haben.

 

Als Überraschung wurde eigens für dieses Jubiläum unter der Regie von Bruno Vogt ein Theaterstück einstudiert, das von den Zuschauern mit grossem Applaus verdankt wurde. Als weitere Überraschung sorgte der Allein-Unterhalter Meinrad Hofstetter aus Schänis (dazwischen bekam er noch Verstärkung von einem jungen Akkordeonisten aus Schaan) mit seiner Musik für fröhliche Stimmung. Es wurde gesungen, geschaukelt und getanzt. Man kann getrost von einer gelungenen «Hütten-Gaudi» sprechen. Gegen Abend verabschiedeten sich dann auch noch die letzten Besucher aus dem Güschgle, sodass der Alphirt Josef Frick mit seinem Vieh alleine zurückblieb. So wird die angekündigte gediegene Feier als ein unvergesslicher Anlass in schöner Erinnerung bleiben.